Ein kleiner Spoiler vorneweg: Ich habe noch nicht herausgefunden, wie man nachhaltige Kunst macht. Aber ich mache mir viele Gedanken darum, und daran möchte ich euch gerne teilhaben lassen. Wer sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit beschäftigt, erkennt oft ganz schnell zwei Dinge: Das Thema ist ausgesprochen komplex – und oft haben wir nicht die Wahl zwischen nachhaltig oder nicht, sondern nur zwischen mehr oder weniger schlimm.

Ich habe hier mal einen Überblick zusammen gestellt über die Themen, die mir begegnen. Denn über “nachhaltige Kunst” im Allgemeinen kann ich sowieso nicht sprechen, sondern nur darüber wie ich als digitale Fotokünstlerin und Reisefotografin versuche mein Handeln nachhaltig zu gestalten.

Ich finde es allerdings super spannend, auch über diesen Fotografie-Horizon hinaus zu denken, und möchte euch ganz herzlich einen wunderbaren Podcast empfehlen. In “Atelier-Talk” sprechen die bildende Küstlerin Stephanie Hüllmann und die Fotografin Nina Gebke (sowie fantastische Gäste) über die verschiedensten Themen rund um Kunst und Kreativität. Ganz klare Hörempfehlung für den gesamten Podcast – er ist immer wieder spannend.

Die Folge Kunst und Umwelt – das knirscht ganz schön beschäftigt sich genau mit dem Thema, wie Nachhaltigkeit und Kunst zusammen gehen und sie hat mich sehr inspiriert. Letztendlich war diese Folge sogar der Auslöser dafür, dass ich jetzt ein anderes Papier für meine Fine Art Prints anbiete.

Wenn du selber fotografierst, und dich fragst wie du zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kannst, ist dieser Blog zwar vielleicht keine Antwort auf alle deine Fragen, aber ich würde mich freuen, wenn du zumindest einige Ideen mitnehmen kannst.

Wenn du dich fragst, wie du beim Kaufen von Kunst auf Nachhaltigkeit achten kannst, magst du vielleicht direkt zum zweiten Hauptthema springen: Die Prints.

Die “nachhaltige” Ausrüstung

Lasst uns gleich mit dem großen Hammer einsteigen. Elektronische Geräte. Komplexe elektronische Geräte sind das Paradebeispiel für die Vielfalt an Problemen. Viele kennen die Probematik von Smartphones, aber bei Digitalkameras ist es leider auch nicht anders: Seltene Erden, die unter völlig intransparenten Bedingungen in Krisenregionen abgebaut werden. Zusammenbau unter schlechten Arbeitsbedingungnen. Technikbedingte kurze Lebensdauer und oft keine Möglichkeit der Reparatur. Problematische Stoffe, die selbst bei ordnungsgemäßer Entsorgung nicht wiedergewonnen werden.

Faire und nachhaltige Elektronik ist leider noch weit entfernt – auch wenn es schon wunderbare Schritte in die richtige Richtung gibt. Für einen sehr guten Einblick in die komplexen Probleme bei Elektronik empfehle ich euch einen Besuch auf der Seite von Nager IT. Susanne und ihr Team bieten die derzeit fairste erhältliche Computermaus an, und sind geduldig auf dem Weg dahin, sie nach und nach immer fairer und nachhaltiger zu machen.

Meine Kameras

Als ich rund um das Jahr 2000 die Fotografie für mich entdeckt habe, habe ich erstmal die alte Nikon meiner Mutter in Beschlag genommen. Später kamen eine eigene analgoge Spiegelreflex, eine analoge Großformatkamera und weitere Objektive dazu – alles aus 2. und 3. Hand. Ich würde gerne behaupten, dass hier schon der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle gespielt hat, aber um ehrlich zu sein konnte ich mir als Studentin einfach nichts anderes leisten.

2005 habe ich meine erste Digitalkamera gekauft – die erste und einzige, die ich neu erstanden habe. Meine Nikon D70 hat mir immer gute Dienste geleistet, und ich habe damit meine Diplomarbeit fotografiert. Einige meiner liebsten Motive sind mit dieser mehr “semi” als professionellen Kamera entstanden. Ich habe sie 2008 einer Familie in Gambia geschenkt – aber das ist eine andere Geschichte.

Das “Upgrade” auf die Nikon D200 war eine klassische win-win Situation. Ein Freund von mir hatte ein neueres Modell angeschafft, und wollte seine alte Kamera nicht einfach entsorgen – allerdings gab es damals kaum Plattformen für gebrauchte Fotoausrüstung, also hat er mich gefragt, ob ich etwas wüsste. Ich habe ihm eines meiner Bilder im Tausch angeboten, und habe die Kamera noch über 10 Jahre lang genutzt. Und der “Feenwald” hängt immer noch in Paris.

So habe ich meine vorletzte Kamera bezahlt: “Feenwald” aus der Serie “Der Weg ist das Ziel”, 2007, Fine Art Print, 70x100cm, aufgezogen auf Alu-Dibond, Nummer 5/10 der limitierten Edition, in seinem Zuhause in Paris. Seither bei mir: eine Nikon D200.

Heutzutage gib es glücklicherweise viele Möglichkeiten gebrauchte Fotoausrüstung zu kaufen und zu verkaufen. Meine Sony Alpha habe ich letztes Jahr über den Anbieter MPB bestellt. Dort kann man generalüberholte gebrauchte Kameras und Objektive kaufen und gleichzeitig alte Geräte in Zahlung geben. Neben einer langen Nutzungszeit und sorgfältigem Umgang mit den Geräten ist das bisher das Nachhaltigste, was mir zur Ausrüstung einfällt.

Computer

Mein erster Laptop hatte einen Namen. Ich hatte “Pierre” 2005 in meinem Auslandssemester in Paris in einem pfandhausähnlichen Laden für gebrauchte Elektronik gekauft – sowas gibt es heute gar nicht mehr. “Pierre” war Franzose (mit französischer Tastatur), mittelmäßig kooperativ, langsam und schwer wie ein Stein – daher auch der Name. Und ich habe ihn jahrelang genutzt.

Als es wirklich nicht mehr ging, habe ich mein erstes Macbook gekauft. Damals war der Umweltclaim von Apple sowas wie: “Das Gehäuse besteht aus recyclebarem Aluminium”. Ich bin froh, dass Apple da heute offenbar wirklich weiter ist, die Gehäuse inzwischen tatsächlich aus wiederverwertetem Alu bestehen, und sich der Konzern zu Netto-Null verpflichtet hat. Ich glaube, ich nutze Notebooks schon deutlich länger als es üblich ist, aber nach 6-7 Jahren geht es irgendwann nicht mehr ohne Neukauf.

Mein aktuelles (2.) Macbook macht langsam komische Geräusche, die mir Sorgen machen. Der Speicherplatz, der mit den Datenmengen meiner Nikon D200 noch gut klargekommen ist, macht bei den Monsterdateien der guten neuen Sony schnell schlapp (und weil auch nur noch ein USB-Port funktioniert, habe ich eine ganz abenteuerliche Konstruktion von USB Mehrfachsteckern um Daten direkt von der Speicherkarte auf die externe Festplatte zu laden…).

Ich fürchte, es wird bald wieder Zeit für Ersatz. Ich werde mir wieder ein Notebook kaufen. Da Laptops auf Akkubetrieb optimiert sind, sind sie grundsätzlich energiesparender als Desktoprechner, und außerdem kann ich sie auf Reisen dabei haben. Allerdings werde ich wohl beim nächsten Mal ein generalüberholtes Gebrauchtgerät kaufen, und den alten Laptop an meinen Sohn weitergeben, so dass er ihn noch nutzen kann.

Ich habe also auch hier keine richtig gute Lösung außer – wie bei der Kameraausrüstung – gebraucht kaufen und lange nutzen. Oh, und natürlich ausschalten, wenn er nicht gebraucht wird und unnötige Tabs und Anwendungen schließen (da darf ich noch besser werden!).

Smartphone

Mein Smartphone gehört zwar nicht wirklich zu meiner Fotoausrüstung, aber gerade seit ich Instagram für mich entdeckt habe ist es ein wertvolles Tool für mein Marketing. Smartphones habe ich tatsächlich bisher ausschließlich gebraucht gekauft – entweder privat oder jetzt zuletzt über den Anbieter refurbed. (Übrigens, alle “Werbung” bzw. Anbieternennung in diesem Artikel ist unbezahlt und unbeauftragt…). Wenn die Akkulaufzeit zu kurz wird besorge ich einen neuen Akku (oder laufe mit Powerbanks in der Tasche herum), und wenn das Display einen Sprung hat, klebe ich scharfkantige Stellen mit Tesa ab und mache fröhlich weiter. Gebraucht kaufen, lange nutzen. Möglicherweise wiederhole ich mich…

Es gibt ja das Fairphone, das ich als Idee wirklich spannend finde. So fair wie möglich hergestellt, reparierbar, auf Langlebigkeit ausgerichtet. Fantastisch! Leider wird regelmäßig das einzige Feature, das ich wirklich wichtig finde, mittelmäßig bis schlecht bewertet. Die Kamera ist wohl einfach nicht so toll. Und so stehe in ein paar Jahren wohl wieder vor der Frage: gute Kamera oder gutes Gewissen.

Die Prints

Als ich noch analog und schwarz-weiß gearbeitet habe, da war der Umweltaspekt irgendwie noch sehr greifbar. Ich habe in der Dunkelkammer mit giftigen Chemikalien gearbeitet. Da war einfach klar, wie wichtig es ist diese ordnungsgemäß zu entsorgen. Darüber, wo die Fotopapiere herkommen, oder mit was die beschichtet sind, habe ich mit damals ehrlich gesagt sehr wenig Gedanken gemacht.

Mit der digitalen Fotografie sind Bilder erstmal einfach nur Dateien auf der Speicherkarte und dann auf dem Rechner. Bevor es also um Prints geht kommt noch ein kleiner Exkurs zu Daten: für externe Festplatten gilt das gleiche wie für Elektronik allgemein: Die sind einfach nicht nachhaltig oder fair zu haben. Ich versuche sie so lange wie möglich zu nutzen und unnötigen “Datenmüll” zu entsorgen, damit ich nicht so viel Speicherplatz brauche. Cloudspeicher verlagern das Problem nur in irgendwelche Rechenzentren, wo Server rund um die Uhr Strom fressen. Daher habe ich meine Bilder nur lokal gespeichert, und in sehr kleinen Versionen auf meiner Webseite und Social Media.

Jetzt kommt aber irgendwann der Punkt wo das digitale Bild endlich in die “echte Welt” kommen soll. Und schon gibt es wieder eine schier unüberschaubare Fülle an Mögichkeiten mit Vor- und Nachteilen.

Bilder an der Wand – Rahmenlose Hängung

Meine Diplomausstellung 2007 war die erste Gelegenheit meine Landschaften in Bewegung als Wandbilder zu zeigen, nachdem die Diplomarbeit selber ein Buch war. Ich wollte die Motive rahmenlos und schwebend hängen. Das war damals “die” Form moderne Fotokunst zu zeigen und ist heute immer noch wunderschön.

Ist Forex nachhaltig?

Ich habe mich für diesen Anlass dafür entschieden, die Prints auf Forex Hartschaumplatten aufziehen zu lassen. Forex ist ein Kunststoff – das hat mich erstmal abgeschreckt. Ich habe mich dann allerdings von dem befreundeten Drucker (der die Prints für uns Studenten sehr günstig angeboten hat) mit folgenden Argumenten überzeugen lassen: Forex braucht in der Produktion sehr wenig Energie, und die Abschnitte sind als Reinstoff super wiederverwertbar – und wurden in der Druckerei auch gesammelt und recycelt.

Diplomausstellung 2007, Studiengang Fotodesign, in der FH München. Meine 6 liebsten Motive aus der Diplomarbeit im Format 30×45 bzw. 30×60 cm. Inkjet Fine Art Prints, aufgezogen auf Forexplatte, mattes UV-Schutzlaminat. Und die junge Künstlerin ist stolz wie Bolle…

Für diese kleinen Formate funktioniert das super, und ich habe alle meine ersten Ausstellungen mit Forexprints bestückt. Irgendwann musste ich leider feststellen, dass diese in größeren Formaten mit der Zeit dazu neigen sich zu verziehen und zu biegen. Wie bei allen Nachhaltigkeitsthemen finde ich, dass man nicht aussschließlich auf die Produktion schauen darf, sondern eben auf den gesamten Lebenszyklus eines Produktes. Und gerade wenn man sich in einer Ausstellung ein limitiertes Originalkunstwerk kauft, will man ja nicht nur ein paar Jahre lang Freude daran haben, sondern ein Leben lang.

Ist Alu-Dibond nachhaltig?

Alu-Dibond: ein Sandwich aus zwei dünnen Aluminiumplatten mit Plastikfüllung. Eigentlich ein ökologischer Alptraum. Für die Produktion von Aluminium wird Bauxit benötigt, das hauptsächlich im Tagebau abgebaut wird, und dessen Verarbeitung immense Mengen an Energie braucht. Aluminium selber ist kann zwar gut recycelt werden, aber wie viel von den Produktionsresten dieses Verbundstoffes wiederverwertet bzw. in den Kreislauf zurückgeführt wird, kann ich nicht abschätzen.

Detailaufnahme einer Bildkante. Fotomotiv auf Alu-Dibond. Die Sandwich-Struktur ist gut zu erkennenzwei dünne Aluplatten vorne und hinten mit einer schwarzen Kunststoffschicht dazwischen
Alu-Dibond besteht aus zwei dünnen Aluminiumplatten, die durch eine Kunststoffschicht verbunden sind.

Trotzdem nutze ich diese Präsentationsform für meine großen Originale. Ich habe einfach bisher keine vergleichbar schöne und vor allem haltbare Präsentation gefunden. Denn was nutzt ein Fotodruck auf Holz, der dem Bild nicht gerecht wird und sich nach kurzer Zeit verzieht? Ich halte weiter die Augen offen, ob mir eine nachhaltigere Alternative für die rahmenlose Hängung begegnet. Bis dahin konzentriere ich mich auf die Aspekte, die ich beeinflussen kann: Ich lasse nur dann Werke produzieren, wenn ich eine Ausstellung habe und wähle Motive, die ich auch immer wieder zeigen kann und will. Unverkaufte Bilder gebe ich lieber als Dauerleihgabe weiter, als sie im Speicher verstauben zu lassen. Einige meiner Bilder kann ich so bei Freunden im Esszimmer oder in der Praxis meiner Lieblingshomöopathin besuchen. Oder im Impfzentrum meines Heimatortes.

Denn wenn jemand ein Original bei mir kauft, dann soll er oder sie ein Kunstwerk fürs Leben haben, das auch noch an die nächsten Generationen vererbt werden kann.

Bilder an der Wand – Fine Art Prints für die Rahmung

Nachdem ich lange nur limitierte und signierte Originale verkauft habe, habe ich mich für die neue Webseite entschlossen, auch offene Editionen von Fine Art Prints anzubieten. Denn nicht jeder, der sich in ein Bild verliebt, ist ein Kunstsammler. Nicht jeder legt Wert darauf, eine “Nummer 1” zu haben, die irgendwann super wertvoll wird. Ich habe mich für hochwertigen Pigmentdruck auf Hahnemühlepapier entschieden. Schon für mein Diplombuch habe ich 2007 viele unterschiedliche Papiere durchprobiert, und bin damals bei Hahnemühle gelandet.

Nachhaltige Fine Art Papiere

Fine Art- und Künstlerpapiere werden fast immer aus Baumwolle hergestellt. Auf dieser Basis entstehen wunderschöne, griffige und haltbare Papiere – aber leider ist die Produktion selten nachhaltig. Baumwolle braucht riesige Mengen von Wasser, in Gegenden wo diese Ressource nur begrenzt vorhanden ist. Zudem werden oft viele Pestizide in der Produktion verwendet. Erfreulicherweise gibt es bei Hahnemühle ein wirklich umfassendes Bewusstsein für diese Problem, und mit Hahnemühle Natural Line einen sehr guten Lösungsansatz (unbezahlte Werbung – ich bin einfach ein Fan…).

Ein Großteil der Fasern kann durch verschiedene, nachhaltig angebaute Alternativen ersetzt werden. Nachdem ich alle Optionen getestet habe, hat mich das Hanfpapier am meisten überzeugt. Alle Fine Art Prints in meinem Shop werden auf dieses nachhaltigere Material gedruckt.

Auf meiner neuen Webseite gibt es Fine Art Prints meiner Motive zu kaufen. Ich habe einen tollen Dienstleister gefunden, der hochwertige Drucke auf verschiedenen Hahnemühle-Papieren anbietet. Hier habe ich das gleiche Motiv auf zwei verschiedene Papiere getestet und verglichen.

Rahmen für Fine Art Prints

Ich biete meine Bilder hier nur ohne Rahmen an; auch deswegen, weil ich noch keinen nachhaltigen Anbieter gefunden habe. Wenn du bei mir einen Print kaufst, und ihn nachhaltig rahmen möchtest, würde ich wieder auf mein altes Mantra zurückfallen: Gebraucht kaufen – lange nutzen. Vielleicht hast du selber einen passenden Rahmen, oder jemand in deinem Bekanntenkreis. Möglicherweise ist dein Traumrahmen nur ein paar Klicks auf ebay Kleinanzeige entfernt, oder du findest ihn auf dem nächsten Flohmarkt. Vielleicht hast du auch das handwerkliche Geschick, selber einen Rahmen zu bauen – zum Beispiel aus wiederverwertetem Holz?

Falls du einen neuen Rahmen kaufen möchtest, empfehle ich dir zu einem lokalen Rahmenfachgeschäft zu gehen. Dort kannst du dich über die Materialien informieren und bekommst die Beratung die sicherstellt, dass du lange mit dem Rahmen zufrieden bist. Außerdem unterstützt du so den lokalen Einzelhandel.

Wenn du einen Anbieter für nachhaltige Bilderrahmen kennst: Bitte lass mir einen Kommentar da, oder schreibe mir eine E-Mail. Ich hadere wirklich damit, hier nichts anbieten zu können.

Verpackung und Versand

Wenn ich aufgezogene Prints bei der Druckerei meines Vertrauens bestellen, dann sind sie in Luftnoppenfolie verpackt und mit Ecken- und Kantenschutz aus Schaumstoff versehen. Das alles wird dann noch mit Klebeband gesichert. Geradezu ein Plastikfest… Die Umverpackung ist immerhin ein maßgeschneiderter, stabiler Karton. Ich versuche die Prints dann möglichst zerstörungsfrei auszupacken (ich meine Zerstörung der Verpackung – der Print bleibt natürlich immer unbeschadet 😅) und das Verpackungsmaterial immer wieder zu verwerten. Für Ausstellungen funktioniert das super. Für den Versand an Kunden habe ich allerdings bisher immer neue Luftnoppenfolie verwendet, damit es hochwertiger aussieht. In Zukunft frage ich aber vor dem Versand, ob “Second-Hand Folie” in Ordnung ist.

So sieht der Eckenschutz aus. Manchmal bin ich wirklich froh, sowas im Haus zu haben. Zum Beispiel wenn die Freundin mit dem Kleinkind vorbeikommt, das gerade laufen lernt – und mein Couchtisch einfach super fiese Metallkanten hat.

Sehr viel charmanter ist der Versand meiner Fine Art Prints: die kommen in Papier eingeschlagen und gerollt in eine stabile Papphülse, deren Plastikdeckel mit überschaubaren 30 gr PE zu Buche schlagen. Warum ich das so genau weiß? Wie jeder Händler, der irgendwelche Umverpackungen in Umlauf bringt, lizensiere ich alle Verpackungsmaterialien die ich für den Kundenversand verwende grammgenau über das Duale System. So finanzieren Unternehmen die Bereitstellung von Recycling-Infrastruktur. Als ich herausgefunden haben, dass ich diese Lizensierung vornehmen muss, war ich erstmal ziemlich eingeschüchtert. Aber es ist erfreulicherweise überraschend einfach. Und ich mache mir seitdem noch mehr Gedanken darüber, wie ich meine Kunst verpacke und verschicke.

Wann immer es geht, bringe ich meine Kalender übrigens so zur Post.

…und der ganze Rest

Für den Überblick über dieses Thema habe ich mich an einem ganz guten Gerüst orientieren können – die Nachhaltigkeit aller “Produktionsschritte” chronologisch von der Entstehung des Bildes bis zur Hängung beim Kunden. Aber das ist natürlich auf nicht alles. Was passiert vorher? Wo mache ich das Bild? Wie bin ich da hingekommen? Wie vermarkte ich meine Kunst? Was produziere ich noch so alles?

Nachhaltiges Reisen

Machen wir uns nichts vor: Klar ist Zugreisen deutlich nachhaltiger als Fliegen. Aber auch Reisen mit der Bahn haben einen ökologischen Fußabdruck. Natürlich durch den Transport selber, aber auch das drumherum – das Essen unterwegs, der To-Go Kaffebecher, plastikverpackter SchnickSchnack im Hotel. Ich versuche das so weit wie möglich zu vermeiden, indem ich zumindest immer eine Trinkflasche und einen eigenen Kaffeebecher dabei habe, und wann immer es geht privat übernachte. (Meine Couchsurfingerfahrung während der Reise mit dem Connecting Europe Express wäre einen eigenen Blogpost wert ;-) )

Leichter ist es bei “Reisen, die sowieso stattfinden”. 2015 war ich für einen Kunden in China und Taiwan unterwegs, und hatte Termine an ganz verschiedenen Orten. Eine Anreise per Zug konnte ich leider nicht aushandeln, aber ich habe auf dem ganzen Trip keine einzigen Inlandsflug gebraucht. Stattdessen habe ich die beeindruckende Infrastruktur aus Hochgeschwindigkeits- und Nachtzügen genutzt. Dabei ist eine meiner Lieblingsserien entstanden: Made in China.

Meine große Vision ist ja, dass meine Kunst Menschen motiviert mal wieder den Zug zu nehmen. Auch und gerade für Reisen, die sowieso anstehen. Auch und gerade für Geschäftsreisen.

Der Online Fußabdruck

Ich habe es oben bei der Ausrüstung schon kurz angeschnitten: Alle Daten, die “im Internet” lagern, verbrauchen irgendwo auf der Welt Strom. Bei einigen Punkten habe wir viel Kontrolle: Diese Webseite zum Beispiel liegt auf dem Server meines Hosters ALL INKL, der seine Rechenzentren mit 100% Ökostrom betreibt. Bei anderen Plattformen können wir nur raten… Ich habe zum Beispiel keine Ahnung wo meine Instagram Posts gespeichert sind, oder die E-Mailanhänge meiner Yahoo-Adresse.

Seit mir klar ist, dass es relevant ist, wie viele Daten ich “in der Cloud” habe, mache ich folgendes: Bilder für Social Media speichere ich in kleinen Formaten und stark komprimiert (das mache ich schon lange, auch damit sie nicht zweckentfremdet werden…). Außerdem bin ich gerade dabei alle nicht mehr benötigten E-Mails zu löschen. Das ist natürlich eine Mammutaufgabe, aber ich habe eine kleine Routine entwickelt, die mich Schritt für Schritt in die richtige Richtung bringt: Wenn ich eine Nachricht bekomme, die mich nicht interessiert (zum Beispiel die Aufforderung zur Bewertung nach einem Onlinekauf), dann suche ich alle Nachrichen von diesem Absender, und lösche sie gesammelt. Wenn es ein Newsletter ist, den ich nicht mehr lese, melde ich mich natürlich vorher ab.

Auch Suchanfragen verbrauchen Ressourcen, und zwar in der Summe überraschend viel. Eine kurze Suche im Internet ergibt eine anschauliche Zahl: Pro Sekunde stößt Google durch die Bearbeitung von Suchanfragen soviel CO2 aus, dass es 23 Bäume bräuchte, um es wieder zu binden. Das hat übrigens eine Künstlerin ausgerechnet und eine beeindruckende Webseite dazu erstellt. Schau dir gerne auch hier den Artikel dazu an: 23 Bäume um eine Sekunde googeln wiedergutzumachen.

Ich nutze im Alltag Ecosia, eine Suchmaschine, deren Rechenzentren mit selbst erzeugtem Solarstrom betrieben werden und die mit ihren Einnahmen Bäume pflanzt. Wenn du noch gute Ideen hast, wie wir nachhaltiger im Internet unterwegs sein können – immer her damit!

Druckprodukte

Ich habe neben Originalen und Fine Art Prints auch noch andere Druckprodukte – und damit immer wieder Herausforderungen.

Nachhaltige Postkarten

Als ich 2009 zum ersten Mal im großen Stil Postkarten produzieren lassen wollte, habe ich mich sehr viel mit dem Thema “Nachhaltige Druckprodukte” auseinandergesetzt. Umweltfreundliche Farben sind vor allem im Offsetdruck zu haben, und der macht nur bei großen Auflagen wirklich Sinn. Also habe ich ein Sponsoringkonzept entwickelt, um meine 20 Lieblingsmotive in einer Auflage von jeweils 1000 Stück klimaneutral auf Recyclingpapier drucken zu lassen. Als Partner für die Umsetzung habe ich mir die Druckerei Lokay augesucht, die damals wie heute einer der nachhaltigsten Anbieter in Deutschland ist, und die ich jedem nur von Herzen empfehlen kann.

“Good Karma Postcards” war der Pitch für das Projekt. Hier ein Ausschnitt aus meiner Präsentation.

Womit ich nicht gerechnet hatte: Einige Ausstellungsbesucher waren unglaublich irritiert von der “Werbung” auf den Postkarten. Während manche die Idee super fanden, und die Karten gerne kauften, waren andere überzeugt, dass Postkarten mit Werbung immer kostenlos sein müssen. Außerdem hatte ich völlig unterschätzt, wie lange es dauert, 20.000 Postkarten unter die Leute zu bringen (sogar wenn sie kostenlos sind ;-). Als ich 2010 Mutter wurde, habe ich mich weniger auf Ausstellungen konzentriert, und als es dann wieder los ging, wollte ich natürlich auch neuere Motive zeigen, und dazu passende Postkarten anbieten… Long story short: Ich habe immer noch einen beträchtlichen Vorrat an Postkarten aus dieser Produktion. Aktuell begleiten Sie meine Dauerausstellung im Impfzentrum. Ich habe das “Werbung oder Kunst”-Problem so gelöst: Die Karten sind kostenlos, aber daneben steht eine Spendenbox für die Johanniter, die unser örtliches Impfzentrum mit großem Einsatz betreiben.

Heute drucke ich Postkarten im Digitaldruck in kleineren Auflagen. Vor allem für Ausstellungseinladungen wähle ich Natur- oder Recyclingpapiere, auf denen heutzutage auch eine gute Farbwiedergabe möglich ist. Ich versuche die Auflagen realistisch zu schätzen, damit möglichst wenig übrig bleibt und ich klicke bei meinen Onlinebestellungen immer fleißig “CO2 Ausgleich” an. Wobei – wie kann es eigenlich sein, dass der CO2 Ausgleich für die Produktion von 200 Klappkarten für 12 Cent zu haben ist?

Irgendwann würde ich gerne nochmal wirklich nachhaltige Karten produzieren lassen – mal sehen, welches Konzept das möglich machen wird.

Nachhaltige Kalender

Seit 2007 habe ich fast jedes Jahr einen Kalender produzieren lassen. Die Auflage war meistens 100 Stück, die ich dann von Hand nummeriert und signiert habe. Wegen der Auflage kam auch hier von Anfang an nur Digitaldruck in Frage. Die Druckerei habe ich mir damals als Studentin vor allem nach dem Preis ausgesucht; geblieben bin ich bei Saxoprint wegen der guten Druckqualität und dem tollen Kundenservice. Auch wenn ich als Kunde nur über “CO2 Ausgleich” selber etwas in Richtung Nachhaltigkeit tun kann, tut sich gerade erfreulich viel. Die Druckerei hat inzwischen mineralölfreie Druckfarben, nachhaltige Papiernutzung durch Sammeldruckverfahren, und sponsort ÖPNV Tickets für ihre Mitarbeiter. Seit 2022 wird die Produktion auch komplett mit Ökostrom betreiben. Ich finde es großartig, dass sich solche Entwicklungen nicht nur in “grünen” Druckereien abspielen, sondern langsam zum Standard werden.

Ach ja, Kalender sind natürlich Produkte mit einem Ablaufdatum. Ich weiß zwar von vielen meiner Kunden, dass sie den Kalender auch nach Ablauf des Jahres noch mit ihrem Lieblingsmotiv hängen lassen – das ist einer der Gründe, warum ich so ein zurückhaltendes Kalendarium gestaltet habe. Inzwischen habe ich aber eine noch charmantere Lösung gefunden, wie die Kalender länger Freude bereiten. Ich habe Passepartouts entdeckt, deren Ausschnitt genau für die Kalenderbilder passt. Sobald ich eine Lösung für den sicheren Versand gefunden habe, werde ich diese auf meiner Webseite anbieten. Wenn du jetzt schon Interesse hast, melde dich gerne direkt bei mir.

Beim Einpassen des Passepartouts. Standbild aus einem Instagram-Reel (Klick aufs Bild verlinkt zum Video)

Fazit

Es gibt noch viel zu tun – packen wir’s an!

Wenn du gute Ideen zur Nachhaltigkeit in der Kunst hast, wenn du uns mitteilen willst wie du deinen Alltag nachhaltiger gestaltest oder wenn du einfach nur deine Gedanken da lassen willst: Schreibe gerne einen Kommentar zu diesem Blogpost.