Manche Dinge sieht man im Rückspiegel besser. Mir ist erst beim Schreiben des Jahresrückblicks 2021 aufgefallen, welches Motiv sich durch ganz viele Themen ziehen: Es musste erstmal richtig schlimm werden, bevor es richtig gut wurde. Dieses Jahr war eine emotionale Achterbahnfahrt. Auf einige der Tiefpunkte hätte ich getrost verzichten können, aber letztendlich bin ich dadurch dieses Jahr gewachsen.
Was ich mir für 2021 vorgenommen habe – und was daraus geworden ist
- Ich will von meiner Kunst leben: Das war mein positiv formuliertes Ziel, nachdem ich die letzten Monate von 2020 vor allem wusste: So wie jetzt kann es nicht weitergehen. Wieviel näher ich dem “von der Kunst leben” gekommen bin, kann ich nicht genau sagen. Dafür habe ich ein anderes Ziel erreicht. “Mit der Kunst leben” stand nichtmal auf meiner Liste, aber es ist sooo wichtig. Die vielen Schritte, die ich unternommen habe, um mit Kunst mein Geld zu verdienen haben das bewirkt: Ich fühle mich wieder als Küstlerin.
- Nachhaltiger unterwegs sein: Zugfahren ist schon lange meine Leidenschaft. Autofahren habe ich im Gegensatz dazu hier auf dem Land immer als ein notwendiges Übel angesehen. Und Fahrradfahren liebe ich, seit ich im ersten Lockdown mit dem Rauchen aufgehört hatte, und mich ganz dringend irgendwie beschäftigen musste. Als im April Arbeitslosigkeit, Kontaktbeschränkungen und ablaufender TÜV zusammenkamen, habe ich kurzentschlossen mein Auto verkauft.
- Ausstellen: Ich habe mir vorgenommen, meine Kunst wieder in Ausstellungen zu zeigen. Der Lockdown zu Jahresbeginn war da natürlich nicht die ideale Voraussetzung, aber: viele meiner bereits gedruckten Werke hängen seit März bei uns im Impfzentrum, und ich habe für 2022 und 2023 (!) Ausstellungen in Galerien geplant.
Mein Jahresrückblick 2021
Burnout und Neubeginn – Operation Phönix
Ende 2020 war ich total am Ende. Homeoffice und Homeschooling zusammen, das hatte mich einfach völlig ausgelaugt. Dazu kam bei mir Kurzarbeit. Erstmal Überstunden abbauen, und dann “einfach” weniger arbeiten. Es klingt vielleicht erstmal komisch, dass weniger Arbeitszeit zu meinem Ausbrennen beigetragen hat. Das kommt daher, dass meine Aufgaben durch die Pandemie nicht weniger geworden sind … ich sollte nur einfach einen Teil davon “vorübergehend” liegen lassen. So hatte ich zusätzlich zu dem Stress, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu schaffen noch die kräftezehrende Priorisierung. Ich musste selber entscheiden, welche der wichtigen Dinge ich auf unbestimmte Zeit verschiebe. Ich habe in der Früh 100 ungelesene Emails gesehen, und gewusst, dass ich nur 20 davon bearbeiten kann.
Das hat dazu geführt, dass ich im 24-Stunden Sorgenmodus war. Was fällt mir wohl als Nächstes auf die Füße? Was vergesse ich gerade, weil ich nicht mehr nachkomme? Was muss ich tun, damit es nicht völlig katastrophal wird? Und nebenher sollte ich ein völlig unmotiviertes Kind dazu bringen Arbeitsblätter und Videokonferenzen zu machen. Ich konnte nicht mehr ein- und durchschlafen, konnte mich nicht mehr konzentrieren, und habe aus dem Nichts heraus angefangen zu weinen.
Ich kenne Burnout. 2016 habe ich herausgefunden, was passiert, wenn man es nur lange genug ignoriert. Damals war ich selbstständig und überhaupt nicht abgesichert. Deswegen habe ich einfach weitergearbeitet, als es eigentlich schon lange nicht mehr ging. Das Ergebnis war, dass ich über ein Jahr lang völlig arbeitsunfähig war, und eine massive depressive Episode hatte. Soweit wollte ich es nicht mehr kommen lassen, und habe im Oktober 2020 schweren Herzens beschlossen einem Aufhebungsvertrag zuzustimmen.
Damit würde die Sicherheit eines festen Einkommens wegfallen, an die ich mich nach lebenslanger Selbständigkeit gerne und schnell gewöhnt hatte. Ich würde meine Kollegen vermissen, und die Arbeit verlieren, die mir viel Freude gemacht hat, solange sie noch machbar war. Obwohl mir das alles Sorgen gemacht hat, und obwohl eine kleine Stimme in meinem Kopf gesagt hat: “So einen tollen Job bekommst du nie wieder”, habe ich mich für mich und meine Gesundheit entschieden. Und dieses Mal hatte ich ein Sicherheitsnetz. Ich würde nicht direkt im Hartz IV landen wie 2016, sondern hatte mir Anspruch auf Arbeitslosengeld erarbeitet. Ich bekam sogar eine Abfindung, die dank dem Sozialplan für Alleinerziehende sehr großzügig ausfiel.
Anfang 2021 hatte ich noch keine Idee, wo die Reise hinführen sollte. Ich konnte nur in ganz kleine Schritten denken. Meine Abteilung am Laufen halten, bis ein Nachfolger gefunden ist. Dokumentationen schreiben und Nachfolger einarbeiten. Arbeitslosengeld beantragen. Nicht den Verstand verlieren. Mal einen ganzen Tag nicht weinen … Aber ich hatte auch in diesem Zustand schon die wage Idee, dass hier die Chance auf einen Neubeginn war. Ich wollte endlich wieder Kunst machen, und hatte zum ersten Mal die Möglichkeit dafür zu investieren. Nachdem ich mich halbherzig auf 2 Stellenanzeigen beworben hatte, beschloss ich mich erstmal um meinen Auftritt als Künstlerin zu kümmern.
Instagram – da müssen Fotografen hin
Ich mach jetzt mal Social Media – dachte ich mir im Dezember letzten Jahres, und legte einen Instagram Account an. Einfach mal drauflos ist immer noch besser als garnichts, oder? Ich habe damit angefangen, meine alten Lieblingsbilder zu posten.
Weil ich gerne richtig tief in Themen einsteige, habe ich parallel recherchiert, wie Social Media Marketing eigentlich funktioniert – und habe eine ganz neue Welt endeckt. Ich habe schnell gemerkt, dass mir die Informationshappen, die man hier und da in irgendwelchen Blogs oder Freebies findet, nicht ausreichen. Und ebenso schnell war mir klar, dass es überhaupt nichts bringt, einfach mal irgendwas zu posten…
Meine ersten 200 Follower habe ich mit unverhältnismäßig großem Aufwand gewonnen. Ich habe stundenlang nach ähnlichen Accounts gesucht, kommentiert, geliked, und ziellos rumgedaddelt. Und dann kam mit dem zunehmenden Marketingwissen die wirklich wichtige Frage: “wofür willst du eigentlich Follower?” Was sollen die denn machen, wenn ihnen meine Kunst gefällt? Zu dem Zeitpunkt hatte ich eine, sagen wir mal, suboptimale Webseite…
Eine noch wichtigere Frage war aber die, die eine leise Simme in meinem Kopf immer wieder stellte: “Wie kannst du dich überhaupt Künstlerin nennen, wenn du seit 2 Jahren nicht mehr ausgestellt hast, und mindestens ebensolang kein einziges Bild mehr erschaffen hast, das du überhaupt ausstellen würdest?!” Mir wurde immer klarer, dass Social Media dafür da ist, eine Geschichte zu erzählen. Und ich hatte das Gefühl, dass ich als Künstlerin gerade nichts zu erzählen hattte – außer vielleicht Schwänke aus der guten alten Zeit.
Und so legte ich Instagram erstmal auf Eis – allerdings erst nachdem ich die Plattform genutzt hatte, um eine Webdesignerin zu finden, die zu mir passt. Petra von “Digitales für Kreative” war die perfekte Partnerin für eine komplette Neuauflage meines Onlineauftritts. Ich hatte das Gefühl, drei Dinge zu brauchen, um Instagram sinnvoll zu nutzen: neue Arbeiten, eine neue Webseite und eine spannende Geschichte.
All das hatte ich im September, als ich mich mit dem Connecting Europe Express auf die Reise meines Lebens machte. Dieses Abenteuer war wie dafür gemacht, auf Instagram geteilt zu werden – nicht nur die Kunst die unterwegs entstand, sondern auch die Reise selbst und die Künstlerin, die ich endlich wieder in mir spürte. Seit diesem Zeitpunkt habe ich einen “funktionierenden” Instagram Account. Meine kleine aber höchst aktive Community ist super inspirierend und ich habe richtig viel Spaß!
Neues Karriereziel: Crazy Cat Lady – Erster Akt
Ich liebe Katzen, und bin mit ihnen aufgewachsen. Ich glaube, ich war zwei Jahre alt, als die erste Katze bei uns eingezogen ist. Für mich gehören Katzen zum Zuhause sein. Trotzdem habe ich lange gezögert, eine eigene Katze anzuschaffen. Während dem Studium habe ich in einer Künstlerkolonie gewohnt, und danach in einem ausgebauten Bus… keine ideale Umgebung für ein Haustier. Als ich mit 27 unerwartet schwanger wurde, bin ich erstmal wieder zu meinen Eltern – und ihrer Katze – gezogen. Meine erste eigene Wohnung hatte keinen Garten, und dann kam der Burnout. Seit ich aber mit meinem Sohn in einem Häuschen im Grünen wohne, wollte ich eine Katze haben. Im Winterlockdown 2020 war die Zeit gekommen.
Wir hatten beschlossen, eine Katze aus dem Tierheim zu uns zu holen. Die Weihnachtsferien wären die ideale Zeit, um unseren neuen Mitbewohner kennenzulernen. Und dann schlossen die Tierheime – auf unbestimmte Zeit. So wurden es letztendlich 2 Bauernhofkaterchen, die im Dezember 2020 unser Leben bereicherten. Sie waren scheu, unkastriert, völlig verwurmt und sehr, sehr krank. Als wir das erste Mal beim Tierarzt waren, stand der Verdacht “Katzenseuche” im Raum. Das hätten die beiden ziemlich sicher nicht überlebt. Aber das neue Jahr startete mit beständigem Fortschritt. Maček und Toni wurden von Tag zu Tag munterer, gesünder und zutraulicher. Wir ließen sie kastrieren und impfen, und sie begannen voller Freude den Garten und die Umgebung zu erkunden.
An Ostern wurde unser Maček überfahren. Gleich ums Eck, in der 30er Zone. Eine Freundin hatte ihn vor ihrer Tür auf der Straße gefunden und mich benachrichtigt. Als ich ihn abgeholt habe, war er noch warm. Wir haben ihn im Garten beerdigt, und unendlich viele Tränen vergossen. Toni schien seinen Bruder nur wenige Tage lang zu vermissen, und wurde immer zutraulicher. Aber wenige Wochen später kam er einfach nicht mehr nach Hause. Ich habe Vermisstenmeldungen aufgehängt, auf Facebook gepostet, Tasso informiert, bei Nachbarn geklingelt, die Umgebung abgesucht… wieder und immer wieder. Nach einer Woche habe ich über Facebook erfahren, dass am Tag seines Verschwindens ganz in der Nähe eine Katze überfahren wurde. Wir werden es wohl nie sicher wissen, aber alles spricht dafür, dass das unser Toni war.
Maček und Toni waren nicht lange bei uns, aber sie haben uns nachhaltig berührt. Wir haben sie gesund gepflegt, und sie hatten noch ein paar schöne Monate, in denen sie geliebt wurden. Es hat mir und auch meinem Sohn das Herz zerrissen, dass sie überfahren wurden, und einfach nicht mehr da waren. Selbst wenn ich jetzt darüber schreibe, steigen mir die Tränen wieder auf. Ich bin froh, ihnen hier ein kleines Denkmal zu setzen.
Falls Ihr dieses Jahr (oder überhaupt) noch etwas Gutes tun wollt: Tasso ist ein gemeinnütziger Verein mit der Vision, dass kein Tier verloren geht und kein Besitzer im Ungewissen bleiben muss. Sie haben eine 24 Stunden Hotline, wo super engagierte Ehrenamtliche mit Rat und Tat und offenem Herzen da sind, wenn ein Tier verschwindet. Ich habe dort soviel Unterstützung erfahren, dass ich dieses Jahr die größte Einzelspende meines Lebens gegeben habe. Wenn ihr auch spenden wollt, oder euch informieren, schaut mal bei Tasso vorbei!
Ausstellen wo die Menschen sind – Kunst im Impfzentrum
Wo zeigt man Kunst, wenn niemand irgendwo hin darf? Ich würde ja gerne behaupten, dass es meine Idee war… war es aber nicht. Anfang des Jahres war mir noch überhaupt nicht klar, wie ich beruflich weitermachen wollte. Ich habe erstmal angefangen, mich auf Jobbörsen und in meinem erweiterten Netzwerk umzusehen. Dabei habe ich festgestellt, dass ein alter Bekannter ein super interessantes Start-up gegründet hat – Bean Bros. Auch wenn die offene Stelle, die ausgeschrieben war, letztendlich nichts für mich war, haben wir doch die Gelegenheit genutzt um mal wieder miteinander zu telefonieren. Dabei ging es auch um Kunst und Ausstellungen. Danke Wolf, dass du mich auf die Idee gebracht hast, mal beim lokalen Impfzentrum nachzufragen, ob dort nicht ein Plätzchen für Kunst wäre!
Das Impfzentrum des Landkreises Weilheim-Schongau ist bei uns in Peißenberg und wird von den Johannitern betrieben. Ich habe mich bis zur Pressestelle durchrecherchiert, und meine Idee vorgestellt. Wenig später hatten wir den ersten Ortstermin, und ich konnte wieder diese verheißungsvolle Vorfreude spüren, die mich immer beim Anblick vieler weißer Wände ergreift. Neben meinen Fotografien haben wir im März auch eine wundervolle Ausstellung von Kinder-Sebstbildnissen aufgehängt. Mit tatkräftiger Unsterstützung des ärztlichen Leiters Dr. med. Christoph Wittermann sowie von Christian Achmüller, Verwaltungsleiter des Impfzentrums, und Kristina-Désirée Reinelt, der Pressesprecherin des Regionalverbands Oberbayern haben wir Farbe in das ehemalige Krankenhaus gebracht.
Für die Ausstellung im Impfzentrum habe ich keine neuen Arbeiten drucken lassen, sondern mein Lager einmal komplett leergemacht, und daraus ausgewählt, welches Motiv wo hin passt. Das hat mir nochmal vor Augen geführt, was in 12 Jahren Kunstpräsentation alles so anfällt (meine erste Einzelausstellung von Landschaften in Bewegung war 2009). Ich habe zwar teilweise gut verkauft, aber trotzdem sind doch immer nach Ausstellungen Werke “übrig”. Auch wenn ich diese nach wie vor liebe, habe ich immer wieder neue Motive drucken lassen um sie an neuen Orten zu zeigen. Das Motiv “Lichter Wald” zum Beispiel, das auf dem Foto hinter mir hängt, habe ich 2014 für eine Ausstellung in Heidelberg in diesem wunderbaren Format produziert. 100×150 cm ist zwar zu groß für die meisten Wohnungen (habe ich mir sagen lassen …), aber für die Bildwirkung unschlagbar.
Wieviel Webseite kann ich selber?
Meine Domain www.jennifer-scales.de gehört mir schon seit 2007. Anfangs hatte ich eine von einem Freund programmierte Webseite. Die war zwar super schön, aber sehr schwer zu aktualisieren (also, für mich unmöglich). Etwa 2015 habe ich meine erste Baukastenwebseite online gestellt – die war zwar leicht zu pflegen, aber nicht sehr schön… ich hatte dann nach und nach auch einen Shop dazu gebaut, wo ich Kalender und Poster meiner Motive angeboten habe – beides nicht sehr erfolgreich.
Anfang 2021 kamen zwei Faktoren zusammen: Die Erkenntnis, dass ich meinen einzigen klickbaren Link auf Instagram sinnvoll nutzen sollte. Und die Abfindung, die ich bekommen würde. Ich will da gar kein Geheimnis draus machen: Ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben so viel Geld zur Verfügung, und war begeistert von der Idee, mir eine Expertin an die Seite holen zu können.
Über Instagram hatte ich Petra gefunden. Eine Webdesignerin, die mir mit ihrer klaren, strukturierten Kommunikation sofort sympathisch war, und die mich im Erstgespräch völlig überzeugt hatte. Wir würden meine Traumseite in WordPress umsetzen. Da ich trotz allem mein Budget nicht überstrapazieren wollte, habe ich unter Petra’s fachkundiger Anleitung gelernt, die Fleißarbeiten selber zu machen. Und so habe ich Portfolioseiten angelegt und mit Bildern bestückt, mich in den Shop eingearbeitet und Produkte angelegt, während Petra dafür gesorgt hat, dass alles funktioniert, sinnvoll aufgebaut ist, und wunderschön aussieht. Ich habe Texte geschrieben und übersetzt, Bilder ausgewählt, Versandoptionen recherchiert und mich mit der Technik angefreundet.
Es war ein Monsterprojekt, aber eines, das mir unglaublich viel Freude gemacht hat. Die Webseite ist noch lange nicht fertig, und wird es wohl nie sein. Den Blog habe ich zum Beispiel erst kürzlich eingerichtet, und noch nicht ganz optimiert – ich bin froh, dass meine Expertin im Hintergrund immer noch für mich ansprechbar ist. Zum Teil sind auch noch Platzhaltertexte in den Portfolios, und 2022 werden außerdem ganz viele neue Motive ihren Weg auf die Webseite finden. Bisher ist nämlich noch kein einziges von 2021 dabei.
Arbeitslos bei schönem Wetter – ideal fürs Leben ohne Auto
Ich bin schon die ersten Monate des Jahres kaum noch Auto gefahren – so wenig, dass mein guter alter Polo manchmal garnichtmehr angesprungen ist. Wohin auch? Zur Arbeit musste ich nur noch ganz selten vor Ort sein. Einkäufe erledige ich sowieso lieber mit dem Fahrrad, und alle anderen Termine waren den Kontaktbeschränkungen zum Opfer gefallen. Seit dem 01. April war ich offiziell arbeitslos, und mein TÜV wäre im Mai ausgelaufen. Ich hatte eigentlich vorgehabt, mir von meiner Abfindung ein gebrauchtes Elektroauto zu kaufen. Nachdem ich aber gerade beschlossen hatte, ganz groß in meine Webseite und eine neue Kamera zu investiert, habe ich ein Experiment gewagt: Ich habe das Auto einfach verkauft (was erstaunlich viel einfacher war als erwartet – aber das ist eine andere Geschichte) – und mir ein gebrauchtes E-Bike angelacht. Das war Mitte April, und ich dachte, dass Frühling die perfekte Zeit ist, um aufs Fahrrad umzusteigen. Am nächsten Tag fing es an zu schneien, aber das war nur ein kurzer Rückschlag.
Tatsächlich war über den Sommer 95% meiner Mobilität super mit dem Fahrrad oder öffentlich zu machen. Ich habe mir endlich einen Hausarzt in meinem Wohnort gesucht, denn 7 km und 300 Höhenmeter Entfernung sind auch mit dem E-Bike kein Spaß, wenn man krank ist ;-). Meine Selbständigkeit lief komplett von zuhause aus, und gab mir die Flexibilität, einfach dann zum Einkaufen zu radeln, wenn es gerade mal aufgehört hatte zu regnen. Wenn ich tatsächlich ein oder zweimal im Monat ein Auto gebraucht habe, konnte ich mir meistens eins ausleihen.
Ich hatte im Vorfeld damit kalkuliert, dass ich eventuell ab und zu ein Taxi brauchen würde, aber ich konnte immer alles privat organisieren. Je mehr das Leben wieder öffnete, desto mehr Organisation war es aber auch. Der wöchentliche Termin von meinem Sohn im Nachbarort – der weder öffentlich erreichbar ist, noch mit dem Fahrrad ohne auf gefährlichen Landstraßen zu fahren. Klassentreffen und Familienbesuche, die wieder möglich waren. Grünschnitt zum Wertstoffhof bringen oder Katzen zum Tierarzt. Auf dem Land ist ein Auto wirklich manchmal dringend nötig.
Seit Oktober habe ich wieder ein Auto – und es ist wieder ein Verbrenner geworden. Es ist der Zweitwagen meiner lieben Nachbarn, den ich mir in den letzten Monaten ab und zu geliehen hatte. Jetzt gehört er mir, und sie leihen ihn sich gelegentlich. Ist damit das Experiment gescheitert? Das würde ich nicht sagen. Mein Leben ist jetzt optimiert, um ohne Auto – oder mit möglichst wenig Auto – zu funktionieren. Mein neuer “Flitzer” ist auf 6.000 km in Jahr versichert, und ich bin optimistisch, dass das gut hinkommt. Früher bin ich durchschnittlich 20.000 km pro Jahr gefahren. Ich hatte mir zwischendurch auch angeschaut, was es bei uns für Car-Sharing Möglichkeiten gibt. Was hier auf dem Land angeboten ist, war allerdings für mich weder finanziell noch organisatorisch interessant. Dafür trage ich jetzt meinen Teil zu einer ganz privaten Share-Economy bei, und bin sehr zufrieden mit dem Ist-Zustand.
Crazy Cat Lady – Zweiter Akt
Nachdem unser beiden Kater überfahren wurden, war erstmal eine große Leere. Aber nach der Zeit der Trauer und des dumpfen Schmerzes wurde uns klar, dass wir nicht ohne Katze leben wollten. Straßenverkehr ist einfach die größte Gefahr für Freigänger, aber nicht für alle gleichermaßen: Katzen werden seltener überfahren als Kater, und ab ca. 2 Jahren Lebenserfahrung sinkt das Risiko erheblich. Wir würden also nach einer Katze suchen, die weniger gefährdet war. Inzwischen war es auch wieder möglich, mit Termin im Tierheim Schongau vorbeizukommen, und so begann das nächste Abenteuer.
Chipsy wurde wahrscheinlich ca. 2016 wild geboren und aufgewachsen. Sie hatte wohl keinen Kontakt zu Menschen, bis sie Anfang 2019 angefahren und schwer verletzt wurde. Glücklicherweise hat sie jemand in die Tierklinik gebracht, wo unter anderem ihr gebrochener Kiefer gerichtet wurde. Da kein Besitzer ermittelt werden konnte, kam sie direkt ins Tierheim. Dort hat sie viele andere Katzen kommen und gehen gesehen, nur Chipsy wollte keiner haben.
Sie hat gelernt, dass ihr die Mitarbeiter nichts Böses wollen – immerhin soweit, dass sie im Zimmer blieb, wenn das Futter gebracht wurde. Aber sie hat sich nie anfassen lassen, oder auch nur jemanden in ihrer Nähe geduldet. Wenn sie zum Tierarzt musste, dann wurde sie mit Netz und Handschuhen eingefangen. Ich hatte den Steckbrief auf der Webseite des Tierheims gelesen, und mich verliebt. Das war meine Herzenskatze; sie würde es gut haben bei uns und ich würde sie zähmen, so wie ich unsere Jungs vom Bauernhof gezähmt hatte…
Leben ist das, was passiert, während wir Pläne machen… Chipsy saß die erste Nacht unterm Schrank. Dann hat sie entdeckt, wie man von hinten in mein altes Buffet verschwinden kann, und dann saß sie darin. Den ganzen Tag. Immer. Oder zumindest, sobald sie jemanden im Nebenzimmer gehört hat. Nachts kam sie zum Fressen raus, tagsüber wurde nichts angerührt. Auch gefühlt 30 Sorten Katzenleckerlies, die ich durchprobiert habe – sie hat alles verschmäht. Ich habe zu der Zeit regelmäßig mit dem Tierheim telefoniert und Stunden auf der Suche nach guten Tips im Internet verbracht. Hier kannst du meine ersten Wochen mit Chipsy nachlesen, ausführlich dokumentiert in meinem “Streunerkatze zähmen”-Thread im Tierforum.
Als nach 4 Wochen immer noch kein Fortschritt erkennbar war, war ich soweit, den einzigen Tipp auszuprobieren, der noch übrig war: eine gut sozialisierte Katze dazuholen, von der sich Chipsy das Zusammenleben mit Menschen abschauen kann. Nach kurzer Nachfrage im Tierheim waren zwei Dinge klar: Erstens: gute Idee, könnte funktionieren. Zweitens: Im Moment ist keine “menschenbezogene” Einzelkatze im Heim. Aber es gab ein Paar, ähnlich alt wie Chipsy und gerade erst ins Tierheim gekommen. So kamen Panda und Leia in unser Leben, und ich könnte es mir ohne die beiden nicht mehr vorstellen.
Long story short: Chipsy ist mit der Anwesenheit der beiden anderen deutlich aufgetaut. So sehr, dass sie sich kurz darauf tagsüber (!) an mir vorbei (!) geschlichen hat, und ein offenes Fenster zur Flucht genutzt hat. Ich dachte, wir hätten sie für immer verloren. Ich hatte solche Angst, sie würde nach dem jahrelangen Feiheitsentzug nie wieder etwas mit Menschen zu tun haben wollen. Aber nach zwei sorgenvollen Tagen fing sie an, Nachts zum Fressen ins Haus zu kommen. Dann irgendwann auch abends mit Sichtkontakt zu Menschen. Unsere Geschichte mit Chipsy ist das klassische Beispiel dafür, wie weit man mit winzigen Schritten kommen kann. Sie hat jeden Abend ein bisschen Thunfisch bekommen, und ich habe mich zentimerterweise näher an ihr Tellerchen gesetzt. Irgendwann durfte ich sie während dem Fressen kurz anfassen. Inzwischen lässt sich Chipsy vorsichtig streicheln und kraulen, und je kälter es wird, desto mehr Zeit verbringt sie zu Hause.
Unsere Familie ist komplett. Mutter, Sohn und drei Katzen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem bei uns zuhause nicht dieses oder eine ähnliches Gespräch abläuft:
“Unsere Katzen sind soo süß!”
“Ja, wir haben wirklich die besten Katzen der Welt.”
“Die Chipsy ist so zutraulich geworden! Weißt du noch, wie sie sich immer im Schrank versteckt hat?”
“Ich kann mir garnicht mehr vorstellen, wie wir jemals ohne Katzen leben konnten.”
Meine neue Kamera – mit guter Ausrüstung macht alles mehr Spaß
Ich habe die letzten Jahre mit einer mittelprächtigen Kamera und einem billigen Objektiv fotografiert. Für meine Landschaften in Bewegung war das unproblematisch. Geringe Lichtstärke ist völlig egal, wenn man sowieso lange Belichtungszeiten braucht. Absolute Detailschäfte ist in meinen Bildern sowieso nicht möglich. Ich habe immer größere Prints für Ausstellungen anfertigen lassen, und bin ausgesprochen zufrieden mit der Bildwirkung, selbst bei Formaten bis 2 Meter.
Aber immer wenn ich etwas anderes fotografieren wollte, habe ich mich geärgert. Gute Ausrüstung allein macht noch keine guten Bilder, aber mit schlechter Ausrüstung macht Fotografieren einfach keinen Spaß. Tatsächlich habe ich mein Familienleben deutlich öfter mit dem Smartphone dokumentiert als mit meiner Spiegelreflex.
Was mich davon abgehalten hat, richtig zu investieren? Lange Zeit hatte ich einfach nicht das Geld. Ein gutes Allround-Objektiv kostet leicht 500 Euro aufwärts (und nach oben sind nahezu keine Grenzen gesetzt). Und eigentlich hätte ich dazu auch gleich einen neuen Kamera Body gebraucht. Als ich 2018 den ersten Arbeitsvertrag meines Lebens unterschrieben habe, war ich noch überzeugt, dass ich nebenher wieder Kunst machen würde. Mit einem festen Einkommen und nur 20 Wochenstunden Arbeitszeit sollte das doch garkein Problem sein. Die Wirklichkeit ist: Ich habe kein einziges künstlerisches Projekt gemacht. Kein einziges!
So durfte es nicht weitergehen. Nachdem ich beschlossen hatte, wieder Künstlerin zu sein, war mir klar, dass jetzt der Zeitpunkt zum investieren gekommen war. Anstatt selber zu recherchieren, habe ich einen alten Freund angerufen, der selber Fotograf ist. Er hat mir gesagt, was es gerade auf dem Markt gibt, und was gut für mich funktionieren könnte. Ich habe mich bedankt und genau das gekauft. Netzwerke und Vertrauen machen das Leben einfach besser! Seit Mai bin ich stolze Besitzerin einer Sony Alpha 7 III R, mit einem fantastischen 24-105 mm Objektiv – Danke Gernot! Als erste Amtshandlung habe ich mir ein Bayernticket gekauft, und bin einen ganzen Tag lang einfach Zug gefahren.
Ein Vollformatchip und eine gute Optik machen so viel aus. Der Vergleich zu vorher ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Im August habe ich ein großes Familienfest, anlässlich des 85. Geburtstages meiner Großeltern, mit meiner neuen Ausrüstung dokumentiert. Dabei habe ich meine Freude am Fotografieren wiederentdeckt! Ich hatte mir jahrelang selber erfolgreich eingeredet, dass ich nicht gerne Menschen fotografiere. Aber wenn die Ergebnisse so aussehen, dann ist das der schönste Job der Welt! Noch kurz bevor ich auf meine Europareise aufgebrochen bin, habe ich aus den Bildern des Familienfestes ein Fotobuch zusammengestellt. Dieses Buch hat viel dazu beigetragen, dass ich mich dieses Jahr getraut habe, in die Markenfotografie zu gehen.
Connecting Europe Express – bester Zug der Welt und Achterbahn der Gefühle
Ein Zug, der in 36 Tagen einmal komplett durch Europa fährt – unglaublich! Das Projekt dieses Jahres, das mir eine wahre Achterbahn der Gefühle beschert hat. Ich habe irgendwann im Frühjahr erfahren, dass 2021 das Jahr der Schiene ist, und dass die EU Kommission einen Sonderzug quer durch Europa schickt. 26 Länder in gut 5 Wochen! Sobald ich davon gehört hatte, war ich überzeugt: Ich muss an Bord dieses Zuges sein! Seit über 15 Jahren fotografiere ich die Schönheit der Welt durchs Zugefenster – dieser Zug ist wie für mich geschaffen! Ich habe mich mit einer Hartnäckigkeit dahintergeklemmt, die ich selber von mir kaum kenne. Ich habe es über die offizielle E-Mail Adresse versucht; immer wieder. Nachdem ich dort nicht weitergekommen bin, habe ich weiter recherchiert und nach vielen erfolglosen Anfragen letztendlich direkt an die Transportkommissarin der EU geschrieben…
HIP HIP HURRA – Ich bin an Bord
Kurz bevor ich die Hoffnung aufgegeben hätte, wenige Wochen vor dem Start des Connecting Europe Express, bekam ich endlich eine Rückmeldung. Einige Telefongespräche später hatte ich den geheimen Anmeldelink, und registrierte mich für alle Teilstrecken. Nebenher organisierte ich fieberhaft eine Betreuung für meinen Sohn für fast 6 Wochen, in denen ich nicht da sein würde. Und 2 Wochen später, Mitte August, bekam ich die offizielle Zusage: “Thank you for registering for the Connecting Europe Express – On Board, starting on September 2, 2021. Your registration has been approved by the European Commission.” WOW! Ich konnte mein Glück kaum fassen! Ach was, ich konnte es garnicht fassen! Ich würde ein Teil der coolsten Zugreise der Welt sein!!!! Absolute Hochstimmung, emsige Planung, mich freuen wir irre, Flug buchen, Couchsurfing organisieren, Freudentänze aufführen, 2. Impfung vorverlegen, damit ich vor Start der Reise komplett bin, Strecken recherchieren, freuen,…
SCHLAG IN DIE MAGENGRUBE – Absage in letzter Minute
10 Tage vor Abfahrt des Zuges habe ich eine E-Mail in meinem Posteingang. Die Quintessenz: Meine Kunst ist keine gute Repräsentation für das Projekt, und ich kann leider nicht mitfahren…. Sogar wenn ich daran nur zurückdenke fühle ich mich wieder wie gelähmt. WAS? WIE? SCHLECHTER TRAUM? Ich kann es nicht fassen. Ich liege stundenlang heulend im Bett. Ich weiß nicht was ich machen soll…
Am nächsten Tag raffe ich mich auf, hinterher zu telefonieren. Anscheinend gibt es ein Problem mit den Kapazitäten der Schlafplätze für die Übernachtfahrten. Ich biete an, im Sitzen zu schlafen. Das geht nicht. Ich verstehe nicht warum. Letztendlich darf ich bis zur ersten Nachtfahrt mitkommen, die halbe Strecke. Immerhin.
Eigentlich sollte ich jetzt weiterplanen, weiterpacken, und mich freuen. Aber ich sitze in einem depressiven Loch. Ich kann mich zu nichts aufraffen, und will am Liebsten alles hinschmeißen. Ich hatte tatsächlich bis zur letzten Minute Angst, in Lissabon am Bahnsteig zu erfahren, dass ich überhaupt nicht mitdarf. Die ersten Tage an Bord habe ich mich nur wie ein ungewolltes Gepäckstück gefühlt, und es ging mir richtig schlecht. Aber ich bin so froh, dass ich trotzdem nicht aufgegeben habe.
KÜNSTLERIN IM FLOW – Die Reise meines Lebens
Die Landschaften von Portugal und Spanien vor meinem Fenster und die ersten wunderschönen festgehaltenen Momente halfen mir, mich wieder zu erden. Die freundliche Aufnahme meiner ersten Couchsurfing-Gastgeberin in Madrid und die ersten netten Begegnungen an Bord taten ihr übriges. Ich war auf dem Abenteuer meines Lebens, fühlte mich an Bord zuhause und konnte das tun, was ich am meisten liebe. Ich fing an, auf Instagram nicht nur meine Landschaften in Bewegung zu teilen, sondern auch die Künstlerin und die Geschichten dahinter. Ich war im FLOW… Wenn du neugierig geworden bist, schau doch mal auf Instagram vorbei: Mein Story-Highlight “Connecting EU” erzählt die ganze Reise im Schnelldurchlauf.
Endlich wieder ein Kalender, diesmal als Gemeinschaftsprojekt
Als ich Ende September von meiner Reise zurück war, war es allerhöchste Zeit. Ich habe seit 2007 fast jedes Jahr einen Kalender mit meinen Lieblingsmotiven drucken lassen. In der Regel in einer limitierten Auflage von 100 Stück. Um 100 Kalender zu verkaufen (oder 80, weil ich jedes Jahr mindestens 20 verschenke…) sollte man a) früh genug anfangen und b) idealerweise eine Ausstellung zum Jahresende planen. Beides war nicht der Fall, aber ich wollte unbedingt eine erste Zusammenstellung meiner Connecting Europe Express Bilder veröffentlichen. Es war noch nie leicht die 12 oder 13 Bilder auszuwählen, die in den Kalender kommen sollten, aber ich hatte noch nie so eine schwere Auswahl vor mir wie in diesem Jahr.
Zunächst habe ich es mir mit einer gewissen Struktur leichter gemacht: Ich habe 13 Länder fotografiert, also würde ich einen Kalender mit 13 Motiven produzieren, ein Favorit aus jede Land (1 Titelbild und 12 Monate). Also ging es “nur noch” darum das beste Bild aus jedem Land auszuwählen. Und dafür habe ich meine Instagram Follower an Bord geholt: Ich habe jeden Tag die Bilder eines Landes kuratiert, meine 8-10 Favoriten auf Instagram geteilt, und meine Follower gebeten, ihr Lieblingsbild zu wählen.
So hatte ich nach 2 Wochen die Motive für meinen Kalender festgelegt! Es hat mehr Spaß gemacht, als je zuvor, und die ein oder andere Überraschung zu Tage gefördert. Ich habe zwar nur Motive zur Auswahl gestellt, die ich selber richtig spannend fand, aber machmal gab es Publikumslieblinge, die ich nicht erwartet hätte. Es ist ein ganz besonderer Charme von Social Media, dass diese Plattformen es erlauben, sich in Echtzeit mit der Zielgruppe auszutauschen. Und weil Schwarmintelligenz so großartig ist, und Titel vergeben überhaupt nicht meine Stärke ist … habe ich gleich nochmal ein Mitmachprojekt gestartet. Lasst uns Namen für die Motive finden.
Der Kalender ist gedruckt und verfügbar. Wieder in einer Auflage von 100 Stück, und wie immer handsigniert und nummeriert. Ich war tatsächlich ganz schön spät dran, ich habe überschätzt, wie viele Verkäufe über Instagram zustande kommen würden, und ich hatte keine Ausstellung, von der Leute gerne etwas mit nach Hause nehmen. Worauf ich hinaus will? Es ist 5 Tage vor Weihnachten, und ich habe noch mehr als die Hälfte im Lager… Wenn du eines dieser Meisterwerke besitzen willst, oder einfach nur virtuell durchblättern: Hier kommst du zum Kalender in meinem Shop.
Nächstes Jahr werde ich ein wenig anders an das Thema herangehen. Ich werde früher Verkaufsstellen im “echten Leben” mit einbeziehen, und hoffe, dass auch wieder Ausstellungen möglich sein werden. Dieses Jahr habe ich unseren lokalen Buchladen Peissenbuch als Vertriebspartner gewinnen können. Mal sehen was möglich ist, wenn ich nächstes Jahr mit mehr Zeit und Plan an die Sache herangehe.
Ich mach jetzt Marketing – und plötzlich kommt alles zusammen
Aus der Idee von Kunst zu leben wurde eine ganz andere Geschäftsidee. Je mehr ich mich mit Marketing Themen beschäftigte, desto neugieriger wurde ich, noch mehr zu lernen. Ich verschlang Blogposts, Fachartikel und Podcasts, besorgte mir Bücher und belegte Kurse. Während ich umsetzte, was mir für die Kunst sinnvoll erschien, sammelte sich in meinem Hinterkopf immer mehr Wissen um Marketingstrategien an, die für andere Geschäftsmodelle deutlich besser funktionieren würden.
Als eine Freundin von mir – die beste Köchin die ich kenne – beschloss, sich selbständig zu machen, war ich gleich Feuer und Flamme. Ihre Geschäftsidee, selbstgekochtes, vollwertiges Wochenbettessen im Versand anzubieten war einfach fantastisch. Nicht nur, weil Kochen, frische Lebensmittel und fertige Mahlzeiten so dankbare Motive für Markenfotografie sind. Sondern auch, weil vor meinem inneren Auge sofort eine komplette Marketingstrategie auftauchte. Während Tanja ihren Businessplan durchrechnete, entwarf ich das Konzept für den Onlineauftritt.
Hier kam einfach alles zusammen. Meine Liebe zur Fotografie, meine Erfahrung mit Werbetexten, all mein neues Wissen über (Content-) Marketing, und die Freude am strategischen planen. Wenn das Arbeit war, dann wollte ich mehr davon!
Ich hatte mir in den Monaten der Arbeitslosigkeit immer wieder überlegt, zurück in die hauptberufliche Selbständigkeit zu gehen. Aber irgendwie hatte ich auch Angst. Angst davor, wieder in einen Burnout zu rutschen. Angst davor, nicht abgesichert zu sein. Angst davor, im Homeoffice zu vereinsamen.
Aber: Ich hatte noch einen Bestandskunden, der auch in Zukunft immer wieder Texte für seine Webseite und seinen Blog brauchen würde. Ich hatte Lust, mich als Fotografin auf dem Markt zu positionieren. Ich wollte mein Wissen über Marketing anwenden und ausbauen. Und vor allem wollte ich einen Beitrag dazu leisten, dass Unternehmerinnen erfolgreich sichtbar werden. Je länger ich mit der Idee schwanger ging, desto attraktiver wurde sie.
Nach kurzer Rücksprache mit dem Arbeitsamt war auch der Weg klar: Obwohl ich nebenberuflich bereits selbständig war, stand mir die Möglichkeit offen, einen Gründungszuschuss zu beantragen. Damit wäre für das erste halbe Jahr unser Lebensunterhalt gesichert, und ich könnte die Selbständigkeit ohne Stress anlaufen lassen. Und ich würde ein Gründungs-Coaching bekommen.
Und so habe ich, im 18. Jahr meiner Selbständigkeit, zum allerersten Mal einen Businessplan geschrieben. Mein Coaching bei Herrn Kopsch von NSBE in Weilheim hat mir geholfen, meine Inhalte und Finanzen realistisch zu planen. Nebenher habe ich die erarbeiteten Ideen, Pakete und Inhalte direkt in einer Baukastenwebseite festgehalten. Mein neues Businessbaby trägt den Namen “Marketing mit Inhalt” und ist unter www.marketingmitinhalt.de für die ganze Welt zu sehen. Die Webseite hätte ich nicht zwingend gebraucht, um zu starten; aber irgendwie fühlt es sich mit einer Online-Präsenz “echter” an.
Wir haben mit einem gewissen Zeitdruck gearbeitet. Um einen Gründungszuschuss zu bekommen, müssen noch mindestens 5 Monate Restanspruch auf ALG 1 bestehen. Da ich mich zwischendurch für einige Wochen Projektarbeit und die Reise mit dem Connecting Europe Express aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet hatte, ging sich das gerade so aus. Ich würde allerdings noch vor Weihnachten gründen müssen.
Diese Deadline hat mir dabei geholfen, etwas umzusetzen, was mir wirklich schwer fällt: Dinge einfach machen, ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es perfekt ist. Mit 20% Aufwand 80% des Ergebnisses erzielen, und mit diesen 80% glücklich werden. Ich neige zum Perfektionismus, aber immerhin ertappe ich mich mittlerweile dabei. Und das ist gut so, denn dieses Business will ich nachhaltig gestalten. So, dass ich ohne auszubrennen unseren Familienunterhalt verdienen kann.
Daher habe ich auch ein Motto über mein Business gestellt, das ich zum 13.12. als hauptberufliche Tätigkeit angemeldet habe: Done is better than perfect.
Mein liebster eigener Blogartikel 2021
Bloggen ist neu für mich, und bisher habe ich vor allem angefangen über den Connecting Europe Express zu schreiben. Es gibt aber ein Thema, das mir schon lange am Herzen liegt:
Meine Begeisterung für Eisenbahngeschichte und das 19. Jahrhundert wurde entfacht, als ich in einem Buch auf ein Zitat von Victor Hugo aus dem Jahr 1837 stieß. Er beschrieb in einem Brief an seine Tochter seine Wahrnehmung bei seiner ersten Eisenbahnfahrt – und ich hatte das Gefühl, dass er meine Fotografien in Worte fasste. Die Tatsache, dass Eisenbahn und Fotografie fast zeitgleich ihren Siegeszug antraten hat mich schon lange fasziniert, und jetzt habe ich mir endlich die Zeit genommen, das alles zusammen zu tragen. Willkommen in meiner Nische – wo Eisenbahn und Fotografie zusammen Geschichte schreiben!
Mein Jahr 2021 in Zahlen (Stand 11.12.2021)
- Datenmenge Fotos von Landschaft in Bewegung: 231,17 GB
- Instagram Follower: 368
(der Höchststand war 447, aber ich habe gerade alle offensichtlichen Fake-Profile entfernt) - Erreichte Konten auf Instagram (04.-10.12.2021) : 1.595
- Fahrradfahren: 65:52 Stunden, 761 km, 3.840 Höhenmeter
- Kilometerstand Auto: 137.442 km
- Facebook Seite: 256 Personen gefällt das, 245 Personen haben das abonniert
- angehörte Podcast Episoden: 537
- Meine E-Mail Liste: 21 Abonnenten
Wenn du helfen willst, diesen unrühmlichen Zustand zu verbessern: Trag dich für meinen Newsletter ein! - geschriebene Blogartikel: 5
Was sonst noch so los war:
Was kommt 2022 auf mich zu?
- Ich starte mein Business “Marketing mit Inhalt”
Nach einer Woche Unsicherheit (in der ich bereits gegründet hatte), habe ich die Zusage für den Gründungsszuschuss bekommen. Ich habe also ab jetzt 6 Monate Zeit, um mein Unternehmen so wirtschaftlich zu machen, dass wir als Familie davon gut leben können. Es wird auf alle Fälle spannend. Mein Ziel ist es, unseren Lebensunterhalt mit Freude, in Teilzeit und ohne Burnoutgefahr zu verdienen.
- Ausstellung in der Galerie Blickfang Die Galerie Blickfang ist die wunderbare Werkstatt-Galerie meiner Lieblings-Goldschmiedin Gottlinde Singer. Seit fast 20 Jahren zeigt sie dort ihre zauberhaften Arbeiten zusammen mit ausgewählter Kunst. Im Juni nächsten Jahres feiert sie Jubiläum, und ich darf dabei sein. Ich würde jetzt nicht schwören, dass ich schon im ersten Jahr dort ausgestellt habe, aber unsere Zusammenarbeit reicht schon ganz schön lange zurück!
- Interrail – mit dem Zug nach Skandinavien
2021 habe ich 14 europäische Länder mit dem Zug bereist, 13 davon – Süd und Südosteuropa – mit dem Connecting Europe Express. Ich habe mir vorgenommen, die restlichen auf eigene Faust zu bereisen und zu fotografieren. Dieses Jahr in den Pfingstferien geht es mit Interrail in Richtung Norden. Mein Sohn, der sich Skandinavien als Ziel ausgesucht hat, bekommt zu Weihnachten eine Schienennetz-Landkarte von Europa… dann können wir die nächsten Monate unsere Reiseroute planen. - Mein Motto für 2022: Done is better than perfect!
Das gilt übrigens auch jetzt schon, und auch für diesen Blogpost. Mir ist es wichtig, gemeinsam mit allen anderen aus der Gruppe #Jahresrückblog21 um die fantastische Judith Peters aka Sympatexter am 20.12. zu veröffentlichen. Ich schreibe diesen Satz am Abend des 19.12, mit Nackenschmerzen vom langen Arbeiten am Laptop, und in dem Wissen, dass sich hier bestimmt noch der ein oder andere Tippfehler versteckt. Auch wenn alle Texte stehen, könnte man bestimmt noch irgendwas besser formulieren. Aber: It’s done! and isn’t that way better than perfect?
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